Impfen - Allgemeine Informationen

Impfungen gehören – neben sauberem Wasser – zu den Errungenschaften, die den größten Effekt auf den Rückgang der weltweiten Sterblichkeit und die Verbesserung der Lebensqualität erzielt haben.

Der Rückgang der allgemeinen Erkrankungsrate durch erfolgreiche Impfkampagnen führt zum Phänomen der verminderten Wahrnehmung der Risiken durch die Erkrankung und verschiebt das Hauptaugenmerk auf die Impfnebenwirkungen, wodurch oft eine gewisse Schieflage im Bewusstsein um die eigentliche Gefährlichkeit der Erkrankung eintritt.

Die Empfänglichkeit mancher Menschen für die Argumente der Impfgegner und die wachsende Impfskepsis insbesondere der Eltern kleiner Kinder hat mehrere Gründe. Einerseits handelt es sich bei einer Impfung, im Gegensatz zur Therapie einer bereits vorhandenen Erkrankung, um eine medizinische Präventionsmaßnahme, deren Nutzen nicht immer direkt sichtbar wird, weil er ja in der Verhinderung einer Erkrankung besteht. Zudem wird die Impfung am Gesunden vorgenommen, sodass die Risikotoleranz verständlicherweise sehr niedrig ist.

 

Um Ihnen einen Überblick über mögliche Nebenwirkungen nach Impfungen zu geben, seien diese im Folgenden kurz zusammengefasst:

 

Nach Gabe von Totimpfstoffen kann es zu

  • Lokalreaktionen, Unbehagen, Fieber und Kopfschmerzen,
  • seltener zu Gelenksbeschwerden und Krampfanfällen bei Hepatitis B-Impfung sowie
  • sehr selten zu Kollaps und Erkrankungen des peripheren Nervensystems kommen.

 

Nach Gabe von Lebendimpfstoffen kann es zu

  • Fieber, Unbehagen, Kopfschmerzen, Exanthem und Durchfall,
  • gelegentlich bis selten bei Masern-Mumps-Röteln (MMR)-Impfung zu Entzündung der Ohrspeicheldrüsen und Lymphknotenschwellung sowie
  • äußerst selten zu Lähmungen, Enzephalitis und Erkrankungen des peripheren Nervensystems bei oraler Polio, MMR- und Gelbfieberimpfung kommen.

 

Eine der häufigsten Befürchtungen von Eltern ist der Verdacht auf einen Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus und der Entstehung von Allergien und Autoimmunitäten nach Impfung. Es gibt große Studien, die einen solchen Zusammenhang klar widerlegen.

 

Gut designte epidemiologische Studien und systematische Reviews (2-9) haben keinerlei Beweise gefunden, um eine Assoziation zwischen Lebendimpfstoffen wie MMR und Autismus oder auch anderen Entwicklungsstörungen zu belegen. Eine Studie von Wakefield, die 1998 publiziert und 2010 vom Lancet zurückgezogen wurde, vermutete anhand einer Fallserie von nur 12 Kindern ohne Kontrollgruppe einen Zusammenhang zwischen MMR-Impfung und Autismus (10). Die darauf folgenden Diskussionen führten zu großer Verunsicherung und zum Rückgang der MMR-Durchimpfungsrate in einigen Ländern, z.B. in GB von 92% (1995-96) auf 80% (2004). Im weiteren Verlauf konnte ein ganze Reihe akribisch genauer und groß angelegter Studien keinen Zusammenhang zwischen Autismus und MMR-Impfung finden (11). Obwohl mittlerweile gezeigt wurde, dass oben genannte Studie eine vorsätzliche Fälschung war, wird der damals vermutete Zusammenhang immer noch zitiert.

 

Was die multiple Sklerose (MS) anbelangt, gibt es zwei große Studien, die einen Link zwischen Hepatitis B – Impfung und MS bzw. einer Reihe von Impfungen und MS ausschließen (12,13). In ähnlicher Weise konnte auch keine Assoziation zwischen der FSME-Impfung und einer mittels MRI nachgewiesenen MS-Aktivität, einem Schub oder einer Krankheitsprogression festgestellt werden (14).

 

Ein Zusammenhang zwischen Impfungen und dem Auftreten des Guillain-Barré-Syndroms wurde ebenfalls postuliert, konnte jedoch weder für die Meningokokken-Konjugatimpfung noch für eine Reihe anderer Routineimpfungen bestätigt werden (15,16).

 

Zwischen dem plötzlichen Kindstod und Impfungen gibt es keinen Zusammenhang, bzw. scheinen Impfungen das Risiko dafür sogar zu senken (17-20).

 

Zusätzlich wurden Impfungen auch für einen reduzierten mikrobiellen Druck auf das Immunsystem verantwortlich gemacht, sodass vermehrt Allergien entstehen könnten. Zahlreiche Studien zeigen aber, dass es zu keiner erhöhten allergischen Reaktion, Asthma, atopische Dermatitis nach Impfungen gekommen ist (21-24).

 

Schlussendlich sei erwähnt, dass die derzeit ungenügende Datenlage für einen kausalen Zusammenhang zwischen Aluminium-hältigen Impfstoffen und der sogenannten Makrophagischen Myofasziitis es in keiner Weise rechtfertigt, die Sinnhaftigkeit von Impfungen in Frage zu stellen.

 

 

Definition von Fieber

Fieber = bei Kindern rektal gemessene Körpertemperatur >38°

37.5-37.9° = subfebrile Temperatur

38.0-38.5° = leichtes Fieber

38.6-39.0° = mäßiges Fieber

39.1-40.0° = hohes Fieber

>40.0° = sehr hohes Fieber

 

Quellen und Literaturverzeichnis

  1. Reaktionen und Nebenwirkungen nach Impfungen. Erläuterungen und Definitionen in Ergänzung zum Österreichischen Impfplan. Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien und Bundesministerium für Gesundheit. Dezember 2013.
  2. Madsen KM et al. Thimerosal and the occurence of autism: negative ecological evidence from Danish population-based data. Pediatrics 2003;112(3Pt1):604-606.
  3. Stehr-Green P et al. Autism and thimerosal-containing vaccines: lack of consistent evidence for an association. Am J Prev Med 2003;25(2):101-106.
  4. Verstraeten T et al. Safety of thimerosal-containing vaccines: a two-phased study of computerized health maintenance organization databases. Pediatrics 2003;112(5):1039-1048.
  5. Hviid A et al. Association between thimerosal-containing vaccine and autism. JAMA 2003;290(13):1763-1766.
  6. Heron J et al. Thimerosal exposure in infants and developmental disroders: a prospective cohort study in the United kingdom does not support a causal association. Pediatrics 2004;114(3):577-583.
  7. Andrews N et al. Thimerosal exposure in infants and developmental disorders: a retrospective cohort study in the United kingdom does not support a causal association. Pediatrics 2004;114(3):584-591.
  8. Nelson KB et al. Thimerosal and autism? Pediatrics 2003;111(3):674-679.
  9. Parker SK et al. Thimerosal-containing vaccines and autistic spectrum disorder: a critical review of published original data. Pediatrics 2004;114(3):793-804.
  10. Wakefield et al. Ileal-lymphoid-nodular hyperplasia. non-specific colitis, and pervasive developmental disorder in children. Lancet 1998;351(9103):637-641.
  11. Demicheli V et al. Vaccines for measles, mumps and rubella in children. Cochrane Database Syst Rev 2012;2:CD004407.
  12. Ascherio A t al. Hepatits B vaccination and the risk of multiple sklerosis. N Engl J Med 2001;344(5):327-332.
  13. Confavreux C et al. Vaccinations and the risk of relapse in multiple sclerosis. Vaccines in Multiple Sclerosis Study Group. N Engl J Med 2001;344(5):319-326.
  14. Baumhackl U et al. A controlled trial of tick-borne encephalitis vaccination in patients with multiple sclerosis. Vaccine 2003;21 Suppl1:S56-61.
  15. Updated recommendations for use of meningococcal conjugate vaccines. Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP) 2010. MMWR Morb Mortal Wkly Rep 2011;60(3):72-76.
  16. Hughes RA et al. No association between immunization and Guillain-Barre syndrome in the United Kingdom, 1992 to 2000. Arch Intern Med 2006;166(12):1301-1304.
  17. Mitchell EA et al. Immunisation and the sudden infant death syndrome. New Zealand Cot Death Study Group. Arch Dis Child 1995;73(6):498-501.
  18. MacIntyre CR et al. Immunization myths and realities: responding to arguments against immunization. J Paediatr Child Health 2003;39(7):487-491.
  19. Vennemann MM et al. Do immunisations reduce the risk for SIDS? A meta-analysis. Vaccine 2007;25(26):4875-4879.
  20. Vennemann MM et al. Sudden infant death syndrome: no increased risk after immunisation. Vaccine 2007;25(2):336-340.
  21. Balicer RD et al. Is childhood vaccination associated with asthma? A metaanalysis of observational studies. Pediatrics 2007;120(5):e1269-1277.
  22. Nilsson L et al. A randomized controlled trial oft he effect of pertussis vaccines on atopic disease. Arch Pediatr Adolesc Med 1998;152(8):734-738.
  23. Bernesen RM et al. Haemophilus influenzae type b vaccination and reported atopic disorders in 8-12-year-old children. Pediatr Pulmonol 2006;41(5):463-469.
  24. Bernesen RM et al. Diphtheria tetanus pertussis polyomyelitis vaccinatin and reported atopic disorders in 8-12-year-old children. Vaccine 2006;24(12):2035-2042.